Virginischer Tabak

Nicotiana tabacum Nachtschattengewächse

Bestimmungsmerkmale:
Der Virginische Tabak ist die bekannteste Tabakpflanze.
Sie trägt rote, glockenförmige Blüten, die von Juni - September erscheinen. Die Tabakblätter haben eine ovale, lanzettliche Form und werden unten am Stängel bis zu 50 cm lang. Der Stängel ist behaart und kann eine Höhe von 3 m erreichen. Der Wald-Tabak (Nicotiana sylvestris) und der Filzige Tabak (Nicotiana tomentosiformis) zählen zu den Stammeltern des Virginischen Tabaks. Den Wald-Tabak sowie einige andere Arten werden auch als Zierpflanzen gehalten.

Standort und Verbreitung:
Die Pflanze stammt aus Südamerika und wird bei uns, wie auch der ähnliche Bauerntabak (Nicotina rustica), angebaut.
Den Zier-Tabak findet man gelegentlich in Gärten und Parkanlagen; es gibt ihn nicht nur mit roter Blütenfarbe, sonder auch in weißer und gelber.

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:
Die Blätter und Blüten des Tabaks enthalten das Alkaloid Nicotin. Als tödliche Menge gilt 40 - 60 mg des Wirkstoffs, enthalten in einer Zigarre oder in 5 Zigaretten ( bei starken Zigaretten oder Zigarren auch schon in weniger). Vergiftungen treten gewöhnlich nicht durch das Rauchen ein, da das meiste Nicotin verbrannt wird. Aber gerade Kinder sind gefährdet, die Zigaretten in den Mund stecken und davon essen! Stark gefährdet und in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind Säuglinge rauchender Mütter sowie Kinder im Mutterleib! Die Symptome einer Nicotinvergiftung sind Brennen und Kratzen im Mund- und Rachenbereich, Kopfschmerzen, kalter Schweiß und kühle, blasse Haut. Es folgen Krämpfe, manchmal auch Durchfälle, Herzklopfen, Brustbeklemmungen und auch Atemnot. Der Patient leidet ferner unter Sehstörungen und unter Trübung des Bewusstseins. Tödlich eingenommene Dosen bewirken Atemlähmung innerhalb weniger Minuten. Vorsicht auch vor selbst hergestellten Schädlingsbekämpfungsmitteln aus Tabakkraut. Es kann bei falscher Handhabung durch Hautkontakt und Inhalation zu Vergiftungen kommen. Bei behandelten Gemüsepflanzen und Kräuter besteht zusätzlich die Gefahr der Vergiftung, wenn bei ihrem Verzehr das Gift mit aufgenommen wird.

Tiergiftig:
Tabakpflanzen sind  giftig für Pferde, Rinder und Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine sowie für Hunde und Katzen, für Hasen, Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen. Tiere, die in der Nähe von Tabakfelder weiden sind natürlich besonders gefährdet. Die Symptome einer Tabakvergiftung sind erst eine Verengung der Pupillen und danach eine Erweiterung. Ferner Speichelfluss, Atemnot mit möglicherweise plötzlicher Atemlähmung und Tod. Die Tiere sind erregt; sie leiden unter Magenkrämpfen, Durchfällen und Lähmungen. Sie haben einen erhöhten Harndrang, auch verlangsamt sich der Herzschlag. Es kommt es auch zu Muskelschwäche und Muskelzucken. Bei Pferden kann es zu Fehlgeburten kommen, auch gehen die toxischen Wirkstoffe in die Milch von säugenden Stuten über. Die tödliche Dosis an getrockneten Tabakblätter liegt für Pferde bei 300 – 1200 g, Kühen und Rindern bei 300 - 2000 g, bei Schafen und Ziegen aber nur bei 30 g – 100 g. Hunde und Katzen, wohl auch Nagetiere, verenden bereits nach der Aufnahme von 5 - 25 g getrockneter Blätter, also möglicherweise bereits nach einer Zigarette und einer Zigarettenkippe.

Heilwirkung und Medizinische Anwendung:
Tabak findet Anwendung in der Homöopathie und in der Spagyrik nach Dr. Zimbel bei Leiden des autonomen/vegetativen Nervensystems incl. neuromuskulärer Verbindungen und Sinnesorgane.

Name:
Der Name Tabak stammt möglicherweise von der Insel Tabago oder aus der mexikanischen Provinz Tabasco, wo die Pflanze von den Europäern zuerst gefunden wurde. Andererseits heißt es, dass der Name Tabak schon vor der Entdeckung Amerikas in Europa gebraucht wurde. Man benutzte damals heimische Pflanzen als Rauchzeug. So ist es möglich, dass die Bezeichnung Tabak auf die neu entdeckte amerikanische Pflanze übertragen wurde. Den Gattungsnamen Nicotiana erhielt der Tabak in Erinnerung an den französischen Diplomaten Jean Nicot (1530 - 1600). Nicot baute als erster im Jahre 1560 die Tabakpflanze in Europa an und führte 1564 das Rauchen dieser Pflanze ein.

Geschichtliches:
Pfeife rauchen war schon in der Bronzezeit gebräuchlich, wie archäologische Funde bezeugen. Als Rauchwaren dienten damals Alant (Inula helenium), Majoran und Lavendel. Den Eingeborenen Südamerikas war das Tabakrauchen schon lange bekannt. Pater Bartolomeo de las Casas beschrieb 1550 in seiner "Historia de las Indias", dass die Menschen dort Kräuter in trockenen Blätter, wie eine Lunte an einem Ende angezündet, rauchten. Der Mönch Tevet brachte die ersten Tabaksamen (Bauern-Tabak) 1556 nach Frankreich. Nach dem Anbau der Tabakpflanze durch Nicot, begann das Tabakrauchen 1570 in Spanien und 1586 in England. Tabernaemontanus beschreibt in seinem Kräuterbuch den "Indianischen Beynwelle" und empfiehlt ihn bei vielen Leiden, wie z.B. Zahnweh, Husten, Wassersucht, Geschwülste, Flechten und vielen anderen mehr.
Das erste Tabakmonopol wurde 1651 durch die Republik Venedig erlassen. Im 18. Jahrhundert wurde der Tabak, den man erst in Pfeifen und nur manchmal als Zigarren rauchte, viel als Schnupftabak verwendet. Zu den prominenten "Schnupfern" zählte auch Napoleon. Der Tabak wurde aber nicht nur als Rauchware gebraucht, man nahm ihn auch zur Schädlingsbekämpfung, was allerdings auch Todesfälle zur Folge hatte. Die Pflanze fand ebenfalls Verwendung als Wurmmittel.