Bewegung, Motiv und Zeit: Tipps fürs Fotografieren in der Natur

Wer sich mit dem Thema Naturfotografie auseinandersetzen möchte, stellt sich zunächst Fragen rund um die richtige Kamera. Je vertrauter der Umgang mit dem neuen Werkzeug schließlich ist, desto rascher rücken weitere essentielle Aspekte in den Fokus: Wann ist die beste Zeit zum Fotografieren, was ist in puncto Motivauswahl wichtig und was kann man bei zu viel Wind tun? Hier gibt’s Tipps!

Glitzernder Morgentau auf Narzissen, bunte Blätter im goldenen Herbstlicht oder eine einsame Mohnblume inmitten eines Kornfeldes. Die Natur beschert uns einzigartige Momente – und damit auch Motive. Egal, ob Sommer oder Winter, egal ob allein oder mit anderen passionierten Knipsern – viele Fotoenthusiasten ziehen daher regelmäßig los, um genau diese Augenblicke für die Ewigkeit festzuhalten. Damit die Jagd nach tollen Motiven von Erfolg gekrönt ist, ist zunächst das richtige Equipment essentiell. Hierbei können Interessierte mittlerweile aus dem Vollen schöpfen: Sowohl klassische Spiegelreflexkameras als auch spiegellose Systemkameras erfreuen sich großer Beliebtheit. Daneben werden Smartphones immer moderner und bieten sich insbesondere für spontane Schnappschüsse an. Welche Kamera es letztendlich werden soll, hängt wie so oft mit den eigenen Vorlieben und Erwartungen zusammen. Wer sich unsicher ist, lässt sich in einem Fachgeschäft beraten oder leiht sich eine Kamera mitsamt Objektiven aus und macht den Härtetest gleich dort, wo sie dann auch vorrangig zum Einsatz kommen soll: in der Natur. Wurde das richtige Equipment gefunden, geht es aber noch um weitere Fragen, wie die optimale Zeit, den Aufbau eines perfekten Motivs oder Tricks, um auch bei Wind zu guten Ergebnissen zu kommen. Und genau diese klären wir im Folgenden mit unseren Tipps.

Einzigartige Motive

Wer eine Serie an Fotos schießt und sie später begutachtet, wählt meist unbewusst, aber bestimmt, Lieblingsfotos aus. Nicht selten sind dies genau jene Bilder, die nicht nur scharf und technisch einwandfrei sind, sondern auch spannend wirken. Und hierfür gibt es ein paar Tipps.

Störende Elemente entfernen

Um eine gute Bildkomposition zu erreichen, ist es im ersten Schritt unerlässlich, störende Elemente zu beseitigen. Der dicke Ast, der den Stil der Blume in zwei Hälften teilt, der zweite Vogel, der nur noch halb aufs Bild wollte oder das eine grüne Blatt, das von den restlichen roten ablenkt – all das haben Fotografen im besten Fall bereits vor Ort im Blick und achten darauf, störende Elemente gleich gar nicht abzulichten. Gerade für Anfänger, die mit dem Equipment noch nicht vertraut sind und ihre Aufmerksamkeit erst einmal auf Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert lenken müssen, ist dies mitunter eine große Herausforderung. Die gute Nachricht: Mittlerweile gibt es auch hierfür Apps oder professionelle Bearbeitungsprogramme, mit denen sich störende Elemente auch danach noch im Handumdrehen entfernen lassen

Goldener Schnitt

Zu den Basics der Fotografie zählt der sogenannte goldene Schnitt. Dabei handelt es sich um eine Regel des Bildaufbaus, mit der Fotografen selten falsch liegen. Hierbei wird das Bild optisch in drei gleich große Spalten geteilt. Vereinfacht besagt das Gesetz nun, dass das zentrale Motiv eines Bildes in etwa auf einer 2/3-Position platziert werden soll, um Harmonie zu erzeugen. Das heißt: auf einer der beiden Trennlinien. Doch Achtung: Manchmal kann es durchaus spannend sein, bewusst von dieser Regel abzuweichen und ein Motiv beispielsweise zentriert auszurichten.

Schärfe und Unschärfe

Eine weitere Möglichkeit, um ein Foto interessant zu gestalten, ist das Spiel mit Unschärfe und Schärfe. Wer etwa eine bestimmte Blume auf einer Blumenwiese in Szene setzen möchte, sollte diese möglichst freistellen, wie es im Fachjargon heißt. Das heißt: Die Blume bleibt scharf, der Rest der Umgebung wird unscharf, um nicht abzulenken. Hierfür ist eine möglichst offene Blende Pflicht, wodurch sich die Schärfentiefe verkürzt. Umgekehrt kann es spannend sein, mit unscharfen Elementen als eine Art Rahmen im Vordergrund zu arbeiten. Hierfür eignen sich im Herbst zum Beispiel die bunten Blätter eines Laubbaumes oder im Frühling farbenfrohe Blütenblätter diverser Blumen.

Bewegung reduzieren oder bewusst einsetzen

Eine besondere Herausforderung ist es, bei Wind zu fotografieren. Grundsätzlich gilt hier die Devise: Je kürzer die Verschlusszeit, desto besser, um die Bewegung möglichst „einzufrieren“. Doch nicht immer lassen dies die Lichtverhältnisse tatsächlich zu. Hier ist zunächst Geduld gefragt. Je geübter ein Fotograf ist, desto einfacher wird es, jenen Zeitpunkt zu erhaschen, indem sich eine Blume gerade nicht im Wind wiegt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Pflanze zu fixieren, zum Beispiel mit einem Draht, dessen Ende zu einer kleinen Öse gebogen wird. So lässt sich beispielsweise der Stil einfädeln. Ist der Wind letztendlich zu stark und sorgt die Bewegung ohnehin für eine spannende Perspektive, so kann man versuchen, sie bestmöglich aufs Bild zu bringen. Hierbei kann eine besonders lange Belichtungszeit helfen. Wen das Thema interessiert, der holt sich am besten noch ein paar weitere Tipps für lebendige Fotos ein.

Die optimale Zeit

Anfänger kennen das Dilemma: Genau dann, wenn man einkaufen geht und nicht etwa durch den Wald streift, beschert einem die Natur plötzlich phänomenales Licht. Oder aber man steht genau am falschen Ort, um den schönen Sonnenaufgang zu fotografieren. Bei der Naturfotografie ist also ein bisschen Planung angesagt – und vor allem geht es um die richtige Zeit. Denn die beste Zeit garantiert das beste Licht. Beim Ermitteln des idealen Lichtes oder Standpunktes für ein bestimmtes Motiv helfen mittlerweile viele nützliche Apps. So gibt es etwa solche, die nicht nur die Zeiten für den Sonnenaufgang und -untergang an einer bestimmten Location ermitteln, sondern auch zeigen, wo genau die Sonne auf- und untergeht.

Vormittags- und Nachmittagslicht

Generell eignen sich der Morgen bzw. frühe Vormittag sowie der Abend bzw. späte Nachmittag am besten zum Fotografieren. Diese Spanne wird manchmal auch als goldene Stunde bezeichnet. Dann ist das Licht weich und Schatten halten sich noch in Grenzen. Meiden sollte man hingegen die Mittagszeit, denn in dieser Zeitspanne steht die Sonne am höchsten, was dazu führt, dass harte Schatten vorprogrammiert sind. Wer trotzdem zu Mittag losziehen möchte, sollte vor allem Motive wählen, die im Schatten liegen. Im Allgemeinen eignet sich ein bewölkter Tag weitaus besser zum Fotografieren als ein überaus sonniger.

Blaue Stunde

Besonders gern gehen Fotografen in der blauen Stunde ans Werk. Im Grunde genommen gibt es pro Tag sogar zwei blaue Stunden: Die blaue Stunde am Morgen bezeichnet jene Zeit zwischen dem Aufhellen des Himmels bis zum Sonnenaufgang. Die blaue Stunde am Abend bezieht sich hingegen auf die Zeit unmittelbar nach dem Sonnenuntergang bis zum Einbruch der Nacht. Das Licht ist bei beiden Szenarien in etwa gleich, trotzdem gibt es Unterschiede: Die Luft ist bei der blauen Stunde am Morgen reiner. Speziell in den kälteren Monaten können auch Tau und Nebel in der Früh auftauchen. Findige Naturfotografen nutzen diese natürlichen Elemente für ihre spannende Fotografien.

Nachtfotografie

Wer lieber in der Nacht knipst, holt sich Apps, die die Bewegung der verschiedenen Planeten aufzeichnet und deren exakte Position am Himmel anzeigt. So wissen Fotografen sofort, welchen Teil des Himmelszelts sie ablichten möchten. Das Wichtigste hierbei: lange Belichtungszeiten. Und das geht nur mit einem Stativ.

 

Fotos: Pexels, Lochstampfer