Beinwell
Symphytum officinale Rauhblattgewächse
An feuchten Stellen, wie an Bächen, Flußufern, an Gräben und Waldrändern findet man diese bis zu 1 m hoch wachsende Pflanze. Die rot-violetten, manchmal auch weißen, glockenförmigen Blüten hängen in Trauben. Die Blätter sind lanzettlich und rauh behaart. Beinwell ist eine bekannte Heilpflanze und enthält Allantoin, Gerbstoffe, Flavonoide, Vitamin B12 , Stärke, Schleim und Pyrrolizidinalkaloide. Beinwell ist ein ausgezeichnetes Heilmittel und Schmerzmittel bei Knochenbrüchen, Zerrungen, Verstauchungen und Verrenkungen. Man gebraucht dazu die Wurzel, die von März – Mai oder auch im Herbst geerntet wird. Sogar bei offenen Beinen, chronischen Eiterungen und Knochenmarksentzündungen hat man mit Beinwellumschlägen gute Heilerfolge erzielt. Verantwortlich dafür ist in erster Linie das Allantoin, das Wundsekrete auflöst, Eiter verflüssigt und zur Gewebeneubildung (Granulation) anregt. Von allen Pflanzen enthält der Beinwell die höchste Allantoinkonzentration. Aber Vorsicht, innerlich darf der Beinwell wegen der Pyrrolizidinalkaloide nicht verwendet werden und äußerlich, als Umschlag nur, sofern keine Hautverletzungen vorliegen. Auch in der Schwangerschaft darf Beinwell nicht angewendet werden.
Innerlich eingenommen wandeln sich die Pyrrolizidinalkaloide mittels Enzymen in der Leber in Giftstoffe um. Es ist ein Fall bekannt, wo eine schwangere Mutter regelmäßig Beinwelltee zur Gesundheitssteigerung getrunken hat. Ihr Kind starb 2 Tage nach der Geburt an Leberversagen. Schuld am Tod waren nachgewiesenermaßen die Pyrrolizidinalkaloide (Quelle: Pharmazeutisches Institut der Uni Bonn).
Die Pflanze wirkt auch giftig auf Pferde und Rinder >> weitere Infos dazu
Will man einen Beinwellauszug herstellen, so nimmt man dazu 100 g Beinwellwurzel auf 1 Liter Wasser und lässt die Wurzel etwa 10 Minuten kochen. Danach abgießen und mit der warmen Flüssigkeit Umschläge bereiten. Auch homöopathisch wird der Beinwell bei Knochenbrüchen, zur Anregung der Kallusbildung, bei schlecht heilenden Wunden, bei Arthrosen und Gelenkschmerzen eingesetzt.
Den Namen Beinwell erhielt die Pflanze ihrer Heilwirkung wegen. Dabei bezieht sich das Wortteil well auf wallen, was zusammenheilen der Knochen bedeutet. So wird die Pflanze auch Wallwurz genannt. Der botanische Gattungsname Symphytum kommt vom griechischen symphyein und bedeutet zusammenwachsen. Der Artname officinalis heißt, das die Pflanze als offiziell anerkannte Heilpflanze geführt wurde.
Bei soviel Verweisen auf die Heilwirkung wundert es nicht, dass der Beinwell schon im Altertum als Heilkraut genutzt wurde. Hildegard von Bingen (1098 – 1179) heilte mit der Pflanze, ebenso der Botaniker und Apotheker Tabernaemontanus (1520 – 1590). Bei ihm können wir nachlesen: “Wann jemand ein frische Wunden überkomt /so soll man ein Pflaster aus der Wurzen (oder Blätter) machen und überlegen/so heftet sie dieselbige wiederum zusammen: Und stillet das Bluten” ... “Diese Wurzel wol zerstossen/Pflasterweiß aufgetrichen und übergelegt/erzeigt wunderbarliche Hülff in Beinbrüchen/auch Fleischwunden und Bruch der Gemächten...” ... “Die Wurzel zwischen zween Stein zermahlen/soll wunderbarlichen die scharffe hitzige Pestilenzblattern löschen. In Welschland pflegt man die Blätter im Sommer gegen Abend um die Bethladen zu legen/wider die Wanzen/dann wann sie zu Nacht darauf kriechen/bleiben sie in den rauhen harigen Blättern behangen: es bekleben auch die Flöhe darauf.” Und über das Wallwurzwasser weiß Tabernaemontanus zu berichten: “Ein trefflich heilsam Pflaster zu Heilung aller Beinbrüch/durch welches auch der Schmerzen damit gemildert/und das Glied gestäecket wird ...”