Schlüsselblumen
Primula elatior, Primula veris Primelgewächse
Die Wald-Schlüsselblume oder Große Schlüsselblume (Primula elatior) gehört mit zu den ersten Blumen im Jahr; sie blüht ab März, wenn noch genug Licht durch die Baumkronen der Wälder fallen kann. Ähnlich ist die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris). Unterscheiden kann man die beiden Arten am besten an der Blütenfarbe. Die der Wald-Schlüsselblume ist heller, schwefelgelb, das gelb der Wiesen-Schlüsselblume ist dunkler, oft sind die Blütenblätter auch orange gefleckt. Eine weitere recht bekannte Schlüsselblumenart in unseren Breiten ist die Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris). Über 600 Arten der Primula-Gattung zählt man auf der Welt, zu finden bis in den Himalaja und China. In Europa kommen weit über 30 verschiedene Arten vor.
Wald- und Wiesen-Schlüsselblume sind wirkungsvolle Heilpflanzen.
Als Droge wird vorwiegend die Wurzel verwendet, die Wirkstoffe sind vor allem Saponine, aber auch Flavone und ätherische Öle.
Man nutzt Schlüsselblume zur Schleimlösung, bei Bronchialkatarrh und Erkältungskrankheiten. Gerade bei festsitzendem Husten hat sich die Heilpflanze sehr bewährt. Sie wirkt sich auch besonders gut bei älteren Menschen aus (Altershusten) und entlastet gleichzeitig den Kreislauf durch verstärkte Wasserausscheidung. Schlüsselblume findet auch Anwendung bei Rheuma, Gicht und Neuralgien. Da die Schlüsselblumen geschützt sind, bitte die Droge nicht selber sammeln. Sie können sie im Reformhaus oder in der Apotheke kaufen und haben gleichzeitig die Gewähr für einen hohen Wirkstoffanteil.
Ältere und mundartliche Bezeichnung für die Pflanze waren Himmelsschlüssel, Petriblume, Auritzel und auch Trubechnöpfli. Der Name Schlüsselblume bezieht sich auf die Anordnung der Blüten, die an ein Schlüsselbund erinnert und durch ihre Heilwirkung den "Himmel aufschließen" sollen. Mit wissenschaftlichem Namen heißt sie Primula elatior. Primula bezieht sich auf ihre frühe Blütezeit ( lat. primus - der erste), der Artname elatior heißt höher, da die Wald-Schlüsselblume größer ist, als die Wiesen-Schlüsselblume. Deren Artname ist veris und bedeutet, dass sie im Frühling blüht.
Schon im Mittelalter war die Heilwirkung der Schlüsselblumen bekannt. Man nahm sie bei Gicht, Gliederschmerzen, Ohnmacht, zur Herzstärkung und zur Wundbehandlung. Im Kräuterbuch des Apothekers und Botanikers Tabernaemontanus (1520 – 1590) lesen wir wie folgt: “Etliche Artzte nemen die Wurtzel von den Schlüsselblumen/ thun darzu Calmus und Eysopwurtzeln/ und schwartzen Pfeffer/ zerschneiden und zerstossen solche stück/ binden sie in ein seiden Tüchlein/ unnd henckens zwen oder drey tage in Brandtenwein oder in andere AQUAS VITAE, darnach vermischen sie solchs mit Schlüsselblumen und Endivienwasser/ geben davon dem Krancken drey oder vier loth zu trincken/ und wirdt für ein sonderlich experiment gehalten. Es wirdt auch die Wurtzel gebraucht die Verstopffung der Nieren und Blasen zu eröffnen/ in Wein oder Wasser gesotten und darvon getruncken. (Die Wurtzel gestossen/ kan mit nutz den Kindern gebrauchet werden wider die Würm.) An etlichen Orthen machet man auss den jungen Schösslingen der Blumen Salat/ und isset dieselbige.” Über den äusserlichen Gebrauch berichtet Tabernaemontanus weiter: “Es wird diss Kraut auch eusserlich zu dem Gicht gebraucht. Dann es schreibet FERNELIUS, dass die Schlüsselblumen zerstossen und auff das schmertzhaffte Gliedt gelegt/ demselben gar wol thun. Da man auch die Bletter oder Blumen auff Geschwülst legt/ (so von gifftigen Thieren entstanden/ trücken sie dieselbige nider. Mit dem Safft so auss den Blümlein getruckt worden/ das Angesicht uberstriechen/ vertreibt die Flecken/ Masen/ und Runtzel derselbigen wunderbarlich/ verzehret auch die Feigwartzen im hinderen/ miltert die Harnwinde.”